gestaltet von: Irmi Grasmüller und Susanne Ring
Abstract
Frau Hasel zeigt an mehreren Beispielen auf, wie man Sachunterricht lebensnah, kindgerecht und individualisiert, spannend gestalten kann. Das Kapitel betont die Wichtigkeit des Aufgreifens der Lebenswelt und der Interessen der Kinder und die Prägung des wissenschaftlichen Unterrichts durch Dorflehrer.
Zitate
- "Aber viel wichtiger ist, dass ein Junge, der Fußball liebt, die chemischen Eigenschaften seines Trikots untersucht und auf diese Weise Polyester kennenlernt." (S.133)
- "An vielen Schulen Neuseelands wurde die Geniestunde eingeführt." (S.134)
- “Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun!” (S. 134)
- "Richardson begreift, dass er nur eine Chance hat, diese Kinder fürs lernen zu begeistern, wenn er dorthin geht, wo ihr Leben stattfindet. Nach draußen." (S. 134)
- "Er erreicht auch die Kinder aus Schichten, die man bildungsfern nennt. Das gelingt ihm durch die große Lebensnähe seines Unterrichts und die einzigartige Verbindung von Wissenschaft und Kunst..." (S. 136)
- "Dass jeder Einzelne seinen Teil beisteuert, sich die volle Wirkung aber erst im Zusammenspiel entfaltet - das ist die höchste Kunst." (S. 136)
Pädagogische Reflexion
Das Kapitel widmet sich dem Sachunterricht, der in Neuseeland sehr frei gestaltet ist. Im Kapitel werden viele Beispiele gegeben, bei denen auffällt, dass die initiale Aufgabenstellung zu einem neuen Sachthema sehr offen gestellt wird. Das heißt, vom Lehrer wird bewusst ein weiter Spielraum freigegeben, wie das Kind eine Aufgabe bearbeitet. Auf diese Weise kommen durch den Klassenverband viele verschiedene Ergebnisse heraus. Jedes Kind trägt ein Puzzleteil bei. Erst in der Summe, mit dem Zusammentragen aller Teilergebnisse, auch denen der anderen Klassenkameraden, wird das Sachthema vollständig, aus vielen verschiedenen Blickwinkeln bearbeitet. Die initiale, offene Aufgabenstellung impliziert auch, dass es keine Schwarz-Weiß-Lösung bzw. kein eindeutig falsch bzw. richtig gibt.
Die große Alltagsnähe, der Lebensweltbezug und die Interessen der Schülerinnen und Schüler stehen im Mittelpunkt. Durch die Lebensnähe des Unterrichts sollen alle Kinder für das Lernen begeistert werden: auch die Kinder, die bei uns in Deutschland als „bildungsfern“ kategorisiert werden.
Im Fokus stehen hier „learning for engagement“ (Lernen durch Engagement), „project based learning“ (projektbasiertes Lernen) und „entdeckendes Lernen“.
Die große Alltagsnähe, der Lebensweltbezug und die Interessen der Schülerinnen und Schüler stehen im Mittelpunkt. Durch die Lebensnähe des Unterrichts sollen alle Kinder für das Lernen begeistert werden: auch die Kinder, die bei uns in Deutschland als „bildungsfern“ kategorisiert werden.
Im Fokus stehen hier „learning for engagement“ (Lernen durch Engagement), „project based learning“ (projektbasiertes Lernen) und „entdeckendes Lernen“.
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Bei „Learning for engagament“, auch „Service Learning“ genannt, handelt es sich um eine Unterrichtsmethode, die gesellschaftliches Engagement von Schülerinnen und Schüler mit fachlichem Lernen im Unterricht verbinden soll (Seifert et al., 2012). Beispielsweise untersucht die Lehrkraft gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern eine Raupenart, die über das Weideland der heimischen Kühe hergefallen ist, um etwas über die Schädlinge herauszufinden. Auf diese Weise können die Schülerinnen und Schüler helfen eine Lösung für ein ökologisches Problem ihrer Heimat zu finden und erwerben gleichzeitig Wissen darüber.
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„Entdeckendes Lernen“ ist eine pädagogisch-didaktische Methode zur Wissensaneignung, die dem Lernenden die Entdeckung seiner Umwelt selbst ermöglicht. Hier stehen die eigenständig erarbeiteten Erlebnisse und Erfahrungen in konkretem Bezug zur eigenen Lebenswelt der Kinder. Neben dem Zuwachs an Kenntnissen und Erfahrungen erfolgt auch eine Stärkung des Selbstbewusstseins, und zwar nicht nur aus den gelungenen Aufgaben heraus, sondern auch aus der konkreten Bewältigung von eigenen Alltagsfragen und -problemen. So widmen sich die Schülerinnen und Schüler Problemen, die sie konkret betreffen und interessieren. Ein Schüler, der sehr gerne Fußball spielt, untersucht beispielsweise sein Trikot, um Polyester kennen zu lernen (FH Kiel, 2020).
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Das „Project based learning“ (projektbasiertes Lernen) ist eine handlungsorientierte, situative Lernform, die sich inhaltlich an den Interessen der Lernenden orientiert und ihnen eine soziale Lernumgebung anbietet, in der sie selbstorganisiert Problemlösungen herausarbeiten und in Form von Artefakten oder Konzepten realisieren können. Die Lernenden sollen Verantwortung für die Projektarbeit übernehmen (Gudjons, 2008). Im vorliegenden Kapitel wurde dafür extra eine „Geniestunde“ eingeführt, bei denen die Kinder an einem selbst gewählten Projekt arbeiten können.
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Im Vergleich zu Deutschland, wo Projekte meist von oben herab kommen, liegt der Fokus in Neuseeland darauf, dass sich die Kinder die Projekte aussuchen. Damit haben sie die Möglichkeit die Relevanz für sich zu entdecken.
Weitere Anregungen, Diskussion, Reflexion ...
Idee, Tipps, Anregungen ...
- Stoffe aus dem Alltag der Schüler/innen aufgreifen, um naturwissenschaftliche Themen zu besprechen: Wie schmilzt Schokolade? Die Kinder werden mit Schokoladenbonbons ausgestattet, die sie nicht essen, sondern mit denen sie selbständig experimentieren dürfen. Vorab werden Hypothesen erstellt, die es zu überprüfen gilt.
- Naturwissenschaftliche Themen spannend und interessant aufbereiten, indem man eine Mission daraus macht: „Ab heute seid ihr wissenschaftliche Entdecker!“
- Den Schüler/innen Gelegenheit geben sich auf ein Thema einzustimmen: Die Schüler/innen haben zwei Wochen Zeit, sich selbstständig mit Materialien von zuhause für ein Entdeckerreise in die Antarktis vorzubereiten.
- Individuelle Interessen aufgreifen: Ein Junge (das heißt: nicht die ganze Klasse), der Fußball liebt, untersucht die chemischen Eigenschaften seines Trikots. Er lernt auf diese Weise Polyester kennen.
- Keine Vorgabe welche bekannten Wissenschaftler besprochen werden sollen, sondern die Kinder verfassen Aufsätze über Forscher, die für sie persönlich eine große Bedeutung haben. Sie erarbeiten sich also nicht die Geschichte und Errungenschaften eines Forschers, sondern mehrerer Forscher – nach individuellen Interessen.
- Einführung der „Geniestunde“: Die Schüler/innen arbeiten für einige Stunden pro Woche an einem selbst gewählten Projekt, das sie aktuell beschäftigt.
- Die unmittelbare Lebenswelt der Kinder aufgreifen: die Schüler/innen untersuchen den Salzgehalt des Flusses, in dem sie täglich schwimmen und fischen.
- Sich aktuellen Problemen der Heimat widmen: Die Schüler/innen untersuchen Raupen (Schädlinge), die das Weideland ihrer Umgebung befallen.
- Das Kombinieren verschiedener Fächer, wie z.B. Technik/Wissenschaft mit Kunst: Objekte des Sachunterrichts werden nicht nur fachlich untersucht, sondern aus ihnen werden auch künstlerische Werke (Bilder, Zeichnungen etc.) erstellt. So wird das Objekt auch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.
Literatur, Links ...
Literaturverzeichnis:
Entdeckendes Lernen. (2020, 8. Dezember). FH Kiel. https://www.fh-kiel.de/wir/zentrale-einrichtungen/institut-fuer-weiterbildung/programm/naturspielpaedagogik/entdeckendes-lernen/
Gudjons, H. (2008): Handlungsorientiert lehren und lernen : Schüleraktivierung. Selbsttätigkeit. Projektarbeit. 7. Aufl. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
Seifert, A. & Zentner, S. & Nagy, F. (2012). Praxisbuch Service-Learning – „Lernen durch Engagement an Schulen“. Weinheim/Basel: Beltz.
Links:
Entdeckendes Lernen. (2020, 8. Dezember). FH Kiel. https://www.fh-kiel.de/wir/zentrale-einrichtungen/institut-fuer-weiterbildung/programm/naturspielpaedagogik/entdeckendes-lernen/
Gudjons, H. (2008): Handlungsorientiert lehren und lernen : Schüleraktivierung. Selbsttätigkeit. Projektarbeit. 7. Aufl. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
Seifert, A. & Zentner, S. & Nagy, F. (2012). Praxisbuch Service-Learning – „Lernen durch Engagement an Schulen“. Weinheim/Basel: Beltz.
Links:
- https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2020-05/homeschooling-neuseeland-deutschland-schule-online-unterricht-probleme?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com
- www.servicelearning.de/lernen-durch-engagement/was-ist-sevice-learning-lernen-durch-engagement