gestaltet von: Antonia & Katharina
Abstract
Buchstaben lieben lernen – an neuseeländischen Schulen wird die Buchstabeneinführung in Form einer Zeremonie umgesetzt. Dieses Fest der Buchstaben wird mit der Lebenswelt der Kinder verknüpft, indem sie persönliche Gegenstände mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben von zu Hause mitbringen dürfen. Auch der Bezug zu alltagsnahen Geschichten oder Projekten deren Inhalte die jungen Heranwachsenden tatsächlich beschäftigen und ihnen die kommunikative Funktion des Schreibens verdeutlichen, treffen im neuseeländischen Schulsystem auf große Begeisterung.
Huldigung, Wertschätzung und Liebe der Schriftsprache stehen dabei im Vordergrund, wohingegen in Deutschland Schwungübungen, Ordentlichkeit und Diktate oberste Priorität haben.
Doch wie kann ein solch fachliches Thema wie Schreiberfahrung derart stark emotionalisiert werden? Welche Rolle spielt dabei die Lehrer-Schüler-Beziehung? Und wie können Lehrkräfte tatsächlich im Leben von kleinen Menschen Großes bewirken?
„Echtes“ Interesse an der Seele und Persönlichkeit der Kinder bilden einen Grundbaustein für positive Entwicklung. Damit diese Haltung auch im Bildungssystem verankert wird, haben Persönlichkeiten wie Sylvia Ashton-Warner, Alan Daly und Stephen Baker durch ihre Visionen spektakuläre Umbrüche bewirkt. So bestimmt nicht die Ängste vor Veränderung eine ganze Nation, sondern ein einziges Schlüsselwort – Utopien.
Huldigung, Wertschätzung und Liebe der Schriftsprache stehen dabei im Vordergrund, wohingegen in Deutschland Schwungübungen, Ordentlichkeit und Diktate oberste Priorität haben.
Doch wie kann ein solch fachliches Thema wie Schreiberfahrung derart stark emotionalisiert werden? Welche Rolle spielt dabei die Lehrer-Schüler-Beziehung? Und wie können Lehrkräfte tatsächlich im Leben von kleinen Menschen Großes bewirken?
„Echtes“ Interesse an der Seele und Persönlichkeit der Kinder bilden einen Grundbaustein für positive Entwicklung. Damit diese Haltung auch im Bildungssystem verankert wird, haben Persönlichkeiten wie Sylvia Ashton-Warner, Alan Daly und Stephen Baker durch ihre Visionen spektakuläre Umbrüche bewirkt. So bestimmt nicht die Ängste vor Veränderung eine ganze Nation, sondern ein einziges Schlüsselwort – Utopien.
Zitate
- „Während Erstklässler in Deutschland die Buchstaben anfangs vor allem ordentlich schreiben sollen, lernen neuseeländische Kinder die Buchstaben zuerst einmal lieben.“ S. 30
- „Weil das Schreiben neben dem Sprechen die wichtigste Form der zwischenmenschlichen Kommunikation darstellt, ist die Frage, wie man Kinder ans schreiben heranführt, an allen Schulen der Welt von immenser Bedeutung.“ S. 31
- „Sie setzen auf eine Emotionalisierung der Schreiberfahrung, frei nach dem Motto: Liebe geht durch den Magen und Schreiben durchs Herz.“ S. 31
- „Es ist der Schlüssel, der ihren Geist öffnet und ihre Zunge löst.“ S. 35
- „Wörter als Schlüssel zum Unbewussten.“ S. 35
- „Doch geben wir Lehrer die Chance, dass ihre Ideen wirklich abheben können?“ S. 35
- „Nämlich im Leben von kleinen Menschen Großes zu bewirken.“ S. 36
- „Utopismus war zentral für die Entstehung der neuseeländischen Identität.“ S. 39
- „In Deutschland bestimmen nicht Utopien, sondern Ängste den Diskurs.“ S. 40
- „…die das Kind nicht als leeres Gefäß ansehen, das ihnen geschickt wurde, damit sie es füllen, sondern als Seele und Persönlichkeit.“ S. 40
Pädagogische Reflexion
Emotionen und Lernen.
„Während Erstklässler in Deutschland die Buchstaben anfangs vor allem ordentlich schreiben sollen, lernen neuseeländische Kinder die Buchstaben zuerst einmal lieben.“ (S.30) – ein prägnanter Vergleich, der einem die Sprache verschlägt. Doch weshalb? Vielleicht weil er das Schulgeschehen in Deutschland exakt so auf den Punkt bringt und bekanntlich die Wahrheit schmerzt. Unzählige Forscher und Wissenschaftler haben belegt, dass Emotionen eine bedeutsame Rolle für den Lernprozess spielen. Nach Vollmer sind Emotionen (lat. emovere = herausbewegen, emporwühlen) „tiefgreifende Prozesse in einem Menschen, die sich auf den Körper (z. B. Muskelanspannung, Zittern, schnelle Atmung), auf die Psyche (z. B. Veränderungen in der Wahrnehmung oder im Denken) und auf das Verhalten (z. B. Verhalten wird aktiviert oder unterdruckt) auswirken können.“ Nach dem Mehrkomponenten-Modell (vgl. Izard 1999, Scherer 1987) werden sie in fünf Komponenten eingeteilt: affektive, kognitive, expressive, motivationale, physiologische Komponenten der Emotion. Die affektive Komponente löst das subjektive Erleben einer Person aus, welche hinsichtlich der Valenz in ‚positiv ‘ und ‚negativ‘ einordnen lässt. Affektives Erleben ist notwendig für eine Emotion und gibt vor wie angenehm oder unangenehm eine aktuelle Situation empfunden wird. Die Tatsache, dass Lehrkräfte keine Hausaufgaben aufgeben, erleben die Lerner das als äußerst angenehm und freuen sich daher. Die kognitive Komponente beschreibt den Fakt, dass ein Erleben meist mit emotionstypischen Gedankeninhalten über z.B. Konsequenzen einhergeht. Hat ein Lerner eine schlechte Note erhalten, ist oftmals der erste Gedanke wie die Eltern darauf reagieren werden. Die expressive Komponente beschreibt das typische verbale und nonverbale Ausdrucksverhalten bei verschiedenen Emotionen. Ein Beispiel hierfür wäre eine Deutschstunde über das Lieblingsmärchen von Schülerin X, woraufhin sie aufsteht und sich lautstark freut. Hat eine Emotion eine persönlich-motivationale Komponente, so löst diese ein entsprechendes Verhalten wie die Initiierung von Annäherungsverhalten oder Vermeidungs- und Fluchtverhalten aus. Durch Emotionen können Handlungen resultieren, die Lernprozesse auslösen.
Knapp beschreibt diese als interne Bedingungsfaktoren wie Emotionen und Stimmungen, die neben externen wie der Lehr-Lern-Situation, die auf den Lernprozess individuell wirken. Diese Faktoren bedingen die kognitiven Prozesse der Informationsverarbeitung und die emotional-motivationalen Begleitprozesse, was sich wiederum auf das Lernergebnis und die Quantität und Qualität der Wissensstruktur auswirkt. In Bruchteilen von Sekunden entscheiden wir unbewusst, ob eine neue Information für uns eine emotionale Bedeutung hat und diese nachhaltig abgespeichert oder vergessen werden wird. Lernen gilt am effektivsten, wenn der Lerner intrinsisch motiviert ist einen ausgewählten Lerninhalt zu erwerben. Das dies stark mit Emotionen zusammenhängt bestätigen eine Vielzahl an pädagogischen Modellen wie zum Beispiel das ARZZ-Modell nach Keller. In dem Modell wird die Frage “Was können Lehrkräfte tun, um zu motivieren?“ besonders fokussiert. Alle darin vorkommenden Variablen Aufmerksamkeit, Relevanz, Zuversicht und Zufriedenheit sind auf Emotionen zurückzuführen. Die erste Variable beschreibt, dass der Unterrichtsinhalt Aufmerksamkeit erwecken soll, was unter anderem mit Humor, Konkretheit oder einer Unvereinbarkeit gewährleistet werden kann. Durch die Unvereinbarkeit mit ihren Fehlkonzepten, staunen Schülerinnen und Schüler, wenn sie in einem Experiment sehen, dass ein kleines Geldstück im Wasser untergeht, jedoch ein Holzstück an der Oberfläche bleibt, sodass Emotionen und die Konzentration geweckt werden. Ist ein Unterrichtsthema für die Lerner individuell relevant, da es sie beispielsweise interessiert oder sie bereits Vorwissen besitzen, sind sie motiviert darüber mehr zu erfahren. Auch der Punkt Zuversicht basiert auf Emotionen, da individuelles Persönlichkeitsmerkmale wie Selbstvertrauen oder Lernvoraussetzungen und Leistungsniveau Lernprozesse hemmen oder bestärken können. Der letzte Punkt lässt sich ebenfalls damit in Verbindung bringen, da infolge einer Emotion wie Zufriedenheit über ein Lernergebnis etc. die Schülerinnen und Schüler in ihrem Tun bestärkt. Abschließend wird klar, welche tragende Bedeutung Emotionen für das Lernen haben und es unabdingbar ist, diese in der Unterrichtsplanung und -gestaltung zu integrieren. Dieser Forderung wird das neuseeländische Schulsystem außerordentlich gerecht. Dort sind Emotionen der Ausgangspunkt für das schulische Lernen und besonders im Schriftspracherwerb, ganz nach dem Motto „Liebe geht durch den Magen und Schreiben durchs Herz (S.31).“
Anregungen, Diskussion, Reflexion ...
Idee, Tipps, Anregungen ...
- Buchstabenzeremonie: Die Schülerinnen und Schüler bringen persönliche Gegenstände mit dem neu zu lernenden Anfangsbuchstaben mit in die Schule und präsentieren diese Dinge auf einem kleinen Tisch.
- bei der Buchstabeneinführung z.B. „i“ mit Begriff „ice cream“ verknüpfen und mit der Klasse Eis essen oder Eisdiele spielen und hängen dafür ein eigens gestaltetes Werbeplakat der Assoziationen auf.
- Emotionalisierte Aufsatzthemen: z. B. „Wenn ich drei Wünsche frei hätte…“ oder „Wenn ich fliegen könnte…“
- Aufgreifen gesellschaftlicher Umbrüche, Themen, die die Kinder aktuell beschäftigen -> lebensnaher Schreibanlass
- One look words: Jedes Kind nennt der Lehrerin jeden Morgen ein ganz persönliches Wort. Diese Schlüsselwörter gewähren tiefe Einblicke in das Leben der Schülerinnen und Schüler. -> Wörter als Schlüssel zum Unbewussten, um die Kinder von psychischen Belastungen zu befreien.
- Twittergruppen erstellen: z. B. „ChapterChat“, in denen Schülerinnen und Schüler im ganzen Land über ein gemeinsames Buch diskutieren können.
Literatur, Links ...
- https://www.erstenachhilfe.de/blog/die-bedeutung-von-emotionen-auf-das-lernen
- https://www.pedocs.de/volltexte/2011/4770/pdf/ZfPaed_2005_5_Krapp_Emotion_und_Lernen_Einfuehrung_D_A.pdf
- https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-658-18589-3_12.pdf